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ReisenSport & OutdoorTanya & Henning

Ein würziges Stück Paradis – Erlebnisbericht Sansibar

von Tanya November 18, 2018

Delfine hautnah erleben, in das türkisfarbene Wasser der Mangroven-Lagune eintauchen oder raffinierte tropische Spezialitäten genießen – dafür fahren wir an den Ort an dem der Pfeffer wächst. Dieser Ort liegt im indischen Ozean nahe der Küste Tansanias and heißt Sansibar.

Wir erkunden die facettenreiche Insel auf eigene Faust. Da wir nur vier Tage auf der Insel verbringen, konzentrieren wir uns auf die absoluten Highlights und erzählen davon in unserem Erlebnisbericht über Sansibar:

  • Relaxen am strahlend weißen Sandstrand von Bwejuu und Paje
  • Pfeffer und Co. auf der Gewürzfarm bestaunen
  • koloniale Geschichte Ostafrikas in Stone Town kennenlernen
  • Schnorcheln mit Delfinen beim Mnemba Atoll
  • Blue Safari Tour – ein schaukeliger Tagesausflug mit dem Boot

Zusätzlich zu unserem Erlebnisbericht Sansibar könnt Ihr hier die praktischen Tipps als PDF herunterladen.

Praktische Tipps zum unserem Erlebnisbericht Sansibar

Auf der Karte sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten markiert. Klicke einfach auf die Markierung, um den Namen zu sehen.

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Ankommen in Bwejuu

Was brauchen zwei Menschen, die über zwei Wochen im Zelt schliefen und nur ab und zu kalt duschen konnten? Richtig, ein guter Anfang sind ein weiches Bett und warmes Wasser. Ein weißer Sandstrand mit Palmen und türkisfarbenem Meer machen das Glücksgefühl perfekt. Nach der Besteigung des Kilimandscharos und Safari Touren durch den Serengeti und Masai Mara Park gönnen wir uns ein paar Tage Entspannung auf Sansibar.

Wir fliegen von Nairobi nach Sansibar und landen dort spät Nachts. Ein Fahrer nimmt uns in Empfang und fährt uns direkt zum Hotel. Dort waschen wir die Reste kenianischen Staubs ab. Erschöpft fallen wir ins Bett.

Ein paar Sonnenstrahlen fallen durch die Rollläden und wecken uns sanft. Gespannt verlassen wir das Zimmer. Die Augen werden sofort durch den hellen Sandstrand geblendet. Wir nähern uns dem türkisfarbenen Wasser und prüfen die Temperatur mit den Füßen. Genau richtig! Als unerfahrene Strandurlauberin, habe ich das Gefühl, im Paradis angekommen zu sein. Wir genießen ein ausgedehntes Frühstück. Die Früchte schmecken köstlich, besonderes die Papaya und Ananas.

Unser Hotel liegt am Bwejuu Strand im Südosten Sansibars. Ein perfekter Ort um sich zu erholen und in Ruhe Energie zu tanken. Der Strand ist kilometerlang und wirkt fast menschenleer. Man fühlt sich ein bisschen wie Robinson Crusoe auf seiner Insel. 

Auf einem langen Spaziergang bis nach Paje begegnen wir nur ein paar Frauen, die nach Muscheln für Schmuck im Sand stöbern. Hin und wieder sprechen uns geschäftstüchtige Einheimische an und wollen Ihre organisierten Ausflüge an den Touristen bringen. 

Erlebnisbericht Sansibar: Endloser Strand bei Bewejuu und Paje
Endloser Bewejuu Strand

Paje – Strandbars und Geldautomat

Verglichen mit Bwejuu ist Paje fast eine Metropole. In den kleinen bunten Strandbars und Restaurants werden exotische Cocktails und frisch gefangener, weich geprügelter Octopus serviert. Unser Verdacht, alleine auf der Insel zu sein, bestätigt sich somit nicht. In Paje fühlen sich Sonnenanbeter und Kitesurfer heimisch. Das junge, hippe Publikum verbringt hier die sommerlichen Partynächte. Außerdem verfügt der Ort über einen der raren Geldautomaten. Das ist sehr hilfreich, da Hotels und Restaurants oft einen 5%igen-Aufschlag bei Zahlungen mit Kreditkarte verlangen.

Autofahren auf Sansibar

In einem Café genießen wir den Blick auf das Meer und bestaunen die waghalsigen Manöver der Kitesurfer bei einem Stück Kuchen. Koffein, Zucker und Meeresluft steigern unseren Tatendrang und wir fangen wir an Pläne zu schmieden. Wir organisieren ein Auto für den kommenden Tag über unsere Hotelrezeption.

Der Internationale Führerschein ist auf Sansibar nicht gültig. Wir brauchen eine lokale Fahrerlaubnis. Diese beschafft glücklicherweise ganz unkompliziert der Autovermieter und wir müssen nicht zurück in die Fahrschule. Dokumente gibt es sonst keine und der Vertrag wird per Handschlag besiegelt. Vermutlich sind wir nicht auf europäischem Niveau versichert. Der Verkehr ist jedoch recht überschaubar auf der Insel. Im Internet gibt es ein paar negative Berichte über das Selbstfahren auf Sansibar. Wir können diese Meinung nicht teilen. Mit ein bisschen Erfahrung im Linksverkehr kann man sich mit dem Auto komfortable auf der Insel bewegen. Die Polizei ist sehr präsent, kontrolliert wurden wir jedoch kein einziges Mal.

Weihnachtliche Grüße

Am kommenden Morgen warten Autoschlüssel und Fahrerlaubnis an der Rezeption auf uns. Nach dem Frühstück brechen wir auf. Wir fahren durch kleine Dörfer und beobachten das gute Treiben am Straßenrand. Es gibt viele kleine Stände, an denen Obst und Gemüse verkauft wird. Frauen unterhalten sich miteinander, daneben spielen die Kinder. Ganz normales Dorfleben, eben…

Erlebnisbericht Sansibar: Fruchttragende Ananaspflanze
Frische Ananas

Angekommen bei der Gewürzplantage werden wir von unserem Guide, Juma, begrüßt. Er stellt seinen Helfer Ali vor. Er ist ein lokaler Künstler, der sich im Flechten von Palmenblättern versteht. Die beiden führen uns durch einen großen Garten. Unterschiedliche Gewürzpflanzen und Obstbäume wachsen bunt Durcheinander. Insgesamt hat dieser touristische Ort nicht viel mit dem tatsächlichen Anbau von Gewürzen zu tun. Dennoch ist die Tour interessant. Wir kennen die meisten Gewürze nur aus der Dose. Hier gibt es die Möglichkeit, diese in der Natur zu bestaunen.

Die Gewürzinsel Sansibar ist vor allem für Gewürznelken, Zimt, Pfeffer und Muskatnuss bekannt. Es wird aber auch Vanille, Kardamom und Safran angebaut. Alle Gewürze für den weihnachtlichen Glühweingenuss kommen aus dem ewig sommerlichen Sansibar. Wir lernen die Bixa orellana aka Lippenstift-Strauch kennen. Die Frauen auf Sansibar verwenden gerne die leuchtend rote Farbe des zerdrückten Kerns als natürlichen Lippenstift. Ali weiß eben, was die Frauen interessiert. Zusätzlich zu den Beauty Tips hat er für mich ein Täschchen, Armband und Kette geflochten. Wunderschön! Am Ende der Tour erklimmt noch der lustig trällernde Mr. Butterfly eine Palme um eine Kokosnuss zu ergattern. Wir spülen den Geschmack der unterschiedlichen Gewürze mit dem Kokswasser herunter und dann geht es weiter nach Stone Town.

Erlebnisbericht Sansibar: Naturkosmetik
Bixa orellana aka Lippenstift-Strauch

Orientalischer Charme Stone Towns

Wir haben uns schon etwas an den entspannten Hakuna Matata Lifestyle der Insel gewöhnt. So empfinden wir Stone Town, die Altstadt von Sansibar-Stadt, fast als etwas hektisch. Auf den Straßen herrscht Chaos. Autos, Mopeds, überbesetzte Dala Dalas und Händler mit schwer beladenen Karren mischen sich. Wir lassen das Auto lieber stehen.

Erlebnisbericht Sansibar: Bunte bemalte Wand in Stone Town
Künstlerisches Stone Town

Stone Town ist eine UNESCO-Weltkulturerbestätte und war im 18. und 19. Jahrhundert die wichtigste Handelsmetropole Ostafrikas. Menschen aus aller Welt kamen nach Sansibar auf der Suche nach Abenteuer und Reichtum. Der Sultan von Oman baute hier eine prachtvolle Residenz für sich und seinen Harem. Auf den Märkten von Stone Town handelte man Elfbein, Gold, Gewürze und die „Hauptware“ der damaligen Zeit, die Sklaven. Auf dem Platz des ehemaligen Sklavenmarkts steht jetzt ein anglikanische Kirche. Es waren die Engländer, die zum Verbot des Sklavenhandels wesentlich beigetragen haben. Die Ausstellung in einem kleinen Museum erzählt die aufwühlende Geschichte voller Schmerz und Menschenleiden.

Der Besuch des Darajani Basars, ein traditioneller Fisch- und Fleischmarkt, ist sehr empfehlenswert. Die Verkäufer preisen ihre Waren an, schneiden Fisch und Fleisch in kleine Stücke, wiegen, packen ein. Viele Einheimische kaufen hier ein. Man bewegt sich nur langsam durch die Menschenmenge. Die Luft ist heiß und etwas stickig.

Erlebnisbericht Sansibar: Wir können den Spielern in die Karten schauen
Stone Town – Einheimische vertreiben sich die Zeit

Der Darajani Basar geht über in einen orientalischer Gewürzmarkt. Schließlich tauchen wir ein in das Gewirr der kleinen verwinkelten Straßen. An jeder Ecke werden die Kangas, traditionelle Tücher, verkauft. Die lassen sich als Kopfbedeckung oder sogar als raffiniert gebundenes Kleid verwenden. Ich finde die sansibarischen Frauen wunderschön. Sie haben eine sehr graziöse Körperhaltung. Traditionell tragen sie Gegenstände auf dem Kopf und schulen dadurch ihren Gleichgewichtssinn. Die bunten Kangas wickeln sie kunstvoll um Kopf und Körper und heben dadurch die Schönheit der dunklen Haut hervor.

Erlebnisbericht Sansibar: Besuch des Gewürzbasars
Würziges Sansibar

UNESCO Weltkulturerbe

Die koloniale Vergangenheit prägt das Flair der Stadt: Eine Festung am Meeresufer, schwere Türen mit Zeichen damaliges Reichtums und eine übergroße katholische Kathedrale. Die Stadt gehört zwar zu der UNESCO Weltkulturerbe, die Häuser aus Korallenstein sind jedoch teilweise nicht besonderes gut gepflegt. Schade eigentlich, die Altstadt hat eine wunderschöne Lage am Meer. Am Strand sammeln sich abends die Einheimische und Touristen um den Sonnenuntergang zu genießen. Jugendliche spielen Fussball, Pärchen spazieren Hand in Hand am Meer oder sitzen in den kleinen Cafés.

Hafen mit traditionellen und modernen Schiffen
Hafen Sansibars

Sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwinden ist, öffnet der Street Food Market im Forodhani Garten. An unzähligen Ständen wird Fisch, Fleisch und gegrilltes Gemüse verkauft. Auf den zweiten Blick sehen die Stände doch alle sehr ähnlich aus. Wir sind etwas vorsichtig und trauen uns nur an eine vegetarische „Zanzibar Pizza“ heran. Die Zutaten werden in eine Art Teigtasche gefüllt und dann über einem Grill erhitzt. Für das abschließende Abendessen suchen wir das touristisch geprüfte Restaurant Lukmann auf.

Schnorcheln mit Delfinen beim Mnemba Atoll

Am nächsten Morgen stehen wir früh auf. Heute wollen wir zum Mnemba Atoll fahren. Mnemba ist eine Miniinsel im Nordosten Sansibars und gilt als perfekter Ort zum Schnorcheln. Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden und wir kommen am späten Vormittag zum „Mnemba Transfer Point“. Keine Ahnung, wer diesen Strand auf Google Maps so genannt hat. Es gibt hier nur ein paar Einheimische, die ihren Fischfang in der Sonne trocknen. Ein junge Mann kommt zu uns und erklärt sich bereit, uns zum Mnemba Atoll zu fahren – für eine angemessene Entlohnung selbstverständlich.

Erlebnisbericht Sansibar: Tanya und Henning vor dem Mnemba Atoll
Die Autoren des Erlebnisberichts über Sansibar – Glücksgefühle nach dem Meeting mit den Delfinen

Kurz vor der Insel ankern wir. Die Insel ist privat und man darf nicht zu nah heranfahren. Angeblich gehört sie Bill Gates. Vielleicht ist er es, der gerade am Strand sitzt, einen Cocktail schlürft und auf sein iPad schaut.

Das Wasser ist unglaublich klar und wir sind gespannt auf die Farbenpracht der Wasserlebewesen. Leider wird es nicht viel bunter als mein Bikini. Es sind nur wenig Fische unterwegs und das Korallenriff ist in einem schlechten Zustand. Vielleicht liegt es an dem El Niño-Phänomen oder doch zu vielen Touristen. Etwas enttäuscht klettern wir zurück ins Boot. Unsere Begleiter setzten das Boot in Bewegung. Plötzlich rufen sie aufgeregt „Dolphins, Dolphins“. Und tatsächlich, da ist eine Gruppe Delphine! Wir sehen die spitze Flossen herausragen. Auf Kommando springen wir ins Wasser. Wir sehen diese wunderschönen Tiere zum greifen nahe. Sie schwimmen ungestört vorbei. Wahnsinn! Wir sind überglücklich!

Erlebnisbericht Sansibar: Tanya am Strand vor dem Mnemba Atoll
Mnemba Atoll zum Greifen nahe

150% – touristisch – Blue Safari Tour

Eine organisierte Tour darf natürlich in keinem Erlebnisbericht über Sansibar fehlen. An unserem letzten Tag lassen wir uns während der Blue Safari Tour rundum verwöhnen. Es ist eine All Inklusive Tagestour. Veranstalter preisen diese als „the most memorable and ultimative adventure“ an. Es ist tatsächlich eine sehr schöne aber natürlich touristische Tour. Ein Fahrer holt uns Morgens ab und fährt uns zu einem kleinen Strand im Westen der Insel. Gemeinsam mit zwanzig anderen Urlaubern waten wir durch das Wasser zum kleinen Fischerboot. Das Boot ist etwas überbesetzt. Es ist starker Wellengang und die Schräglage es Boots lässt uns alle nahe zusammenrücken. Ein aufregendes und sehr nasses Erlebnis, das viele positive Emotionen mit jeder Welle, die im Boot landet, mit sich bringt.

Schließlich erreichen wir eine Sandbank mitten im Nirgendwo. Nachdem sich der Magen beruhigt hat, stärken wir uns mit frischen Früchten.

So verbringen wir den ganzen Tag mit Schwimmen, Schnorcheln und Relaxen im türkisfarbenen Wasser. Nach einem ausgiebigen Meeresfrüchte-Barbecue unternehmen wir einen Verdauungsspaziergang zu dem größten Baobab Baum Sansibars. Es ist ein entspannter Tag, an dem wir Planung und Organisation den anderen überlassen und uns einfach treiben lassen.

Erlebnisbericht Sansibar: Insel im Nirgendwo mit Booten und einigen Menschen
Safari Blue – Sandbank im Nirgendwo

Erlebnisbericht Sansibar: Bye-bye, Trauminsel!

Wir kommen am frühen Abend zurück ins Hotel. Unser Flug startet bereits um vier Uhr morgens. Wir müssen das Hotel somit schon um ein Uhr nachts verlassen. Wir genießen den Sonnenuntergang bei einem Glas Wein und schwelgen in Erinnerungen an den ausklingenden dreiwöchigen Urlaub.

Die erste Sonnenstrahlen des nächsten Tages sehen wir durch das Fenster des Flugzeugs. Es geht zurück nach Hannover. Ich schließe meine Augen. Ich sehe Delphine, die an mir vorbei schwimmen, in meinen Ohren höre ich noch das Plätschern des Meeres, in meinen Schuhen spüre ich den Sand vom Strand. Sansibar, Du bleibst in meinem Herzen! Auf Wiedersehen!

Erlebnisbericht Sansibar: Schau das Video an und abonniere unseren Kanal

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November 18, 2018 1 Kommentar
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ReisenSport & Outdoor

Individuelle Safari in Tansania – Belohnung der Geduldigen

von Tanya November 4, 2018

Die Faszination für wilde Tiere und der Kindheitstraum, den „König der Löwen“ zu sehen, bringen uns nach Afrika. Auf unserer ersten Safari Tour tauchen wir tief in die Wildnis Tansanias ein. Wie Ihr mit etwas Geduld spannende und unvergessliche Momente in den Nationalparks Serengeti, Tarangire und Ngorongoro erleben könnt, erfahrt Ihr in diesem Reisebericht.

Vor vielen Jahren zog auch mich der „König der Löwen“ in seinen Bann. Der Zeichentrickfilm lief Zuhause auf dem kleinen Fernsehen und hinterließ einen großen Eindruck. Die stolzen, wilden Tiere lebten völlig frei am Fusse des Bergs mit dem weißen Gipfel. Ich habe mich damals gefragt, ob es diesen Ort wirklich gibt. Oder ist es nur eine Fantasiewelt?

Individuelle Safari in Tanzania - schematische Darstellung unserer Reiseroute
Individuelle Safari in Tansania – unsere Reiseroute (Kenia Bericht folgt)

Kaum war der Flug nach Tansania gebucht, lieh ich einige Reiseführer in der Bibliothek aus. Zum ersten mal sah ich Bilder aus dem Serengeti Park. Das Kind in mir machte einen Salto. Ja, es gibt diesen Ort tatsächlich und wir fahren genau dorthin. Unglaublich! Wir besteigen in Tansania nicht nur den höchsten Berg Afrikas (-> Reisebericht Kilimandscharo), sondern besuchen auch seine Majestät und sein Reich! Ju-huu! Ich freue mich tierisch!

Video unserer Safari in Tansania

Vorbereitung

Natürlich habe ich große Ehrfurcht vor den Großkatzen und will nicht auf deren Frühstücksteller landen. Deswegen überredete ich Henning zu einer individuellen Safari in Tansania mit professionellem Guide. Wir entschieden uns für eine 5-tägige Tour für etwa 1500 Dollar pro Person mit Übernachtung im Zelt. Drei Nationalparks warten nun auf uns:

  • Tarangire National Park
  • Serengeti National Park
  • Ngorongoro Naturschutgebiet mit Abstieg in den Krater.

Tarangire National Park

Nach der Kilimandscharo Besteigung gönnen wir uns eine Nacht im Hotel in Moshi. Am nächsten morgen werden wir nach Aruscha gebracht. Dort tauschen wir den klimatisierten Kleinwagen gegen einen monströsen, aber spartanisch ausgestatteten Toyota Land Cruiser. Juma, der freundliche, ein wenig introvertierte Safari-Guide, entpuppt sich auf der Straße als zweiter Michael Schuhmacher. Schnell lassen wir das laute Geschäftstreiben Arushas hinter uns.

Nach zwei Stunden Fahrt gelangen wir auf einer holprigen Piste zum Gate des Tarangire National Parks. Vermutlich lauert hinter jedem Busch ein wildes Tier. Deswegen will ich innerhalb des Parks auf gar keinen Fall das Auto verlassen. Somit suche ich lieber noch schnell die Toilette auf dem Parkplatz auf. Henning lacht über meine Angst.

Tanya und Henning im Safari Auto
Rundblick vom Panoramadach

Blutsaugende Tsetsefliege

Juma öffnet das Panoramadach. Die erhöhte Position ermöglicht einen hervorragenden Rundblick. Unsere erste Pirschfahrt beginnt. Ich bin voller Erwartung und Ungeduld. Wir fahren auf einer staubigen Piste und rundherum ist nur trockenes Gras zu sehen. Wo soll hier ein Lebewesen sein? Dann spüre ich ein leichtes Zwicken an meiner Hand. Die Tsetsefliege heisst uns herzlich willkommen. Das Tier ähnelt der heimischen Bremse und kann die lebensbedrohliche Schlafkrankheit übertragen. Schnell reibe ich mich von Kopf bis Fuß mit Anti-Fliegen-Anti-Mücken-Anti-Alles-Zeug ein. Es gibt ziemlich viele Tsetsefliegen in den Nationalparks. Mücken haben wir dafür kaum gesehen oder gespürt. Außerdem berichtet unser Guide stolz, dass er schon fast zehn Jahre keine Malaria mehr hatte. Also kein absolut kein Grund zur Panik!

Zwei Gnus und vier Zebras passen gemeinsam auf
Gnus und Zebras schätzen einander

Erste Beobachtungen

Plötzlich taucht eine Herde Gnus begleitet von Zebras auf! Diese merkwürdige Freundschaft beruht auf beiderseitigem Nutzen. Die Zebras können gut sehen und die Gnus können gut hören. So warnen sie einander vor Gefahren. Beim Essen gibt es keine Konkurrenz: Zebras fressen gerne langes Grass, Gnus bevorzugen kurze Pflanzen. Die Mutter-Natur ist schlau!

Zebra schaut aufmerksam in die Ferne
Zebra ist immer aufmerksam

Ein paar Minuten später begegnen wir einer stattliche Gruppe Impalas. Die männlichen Impalas meiden Damengesellschaft außerhalb der Paarungszeit und bleiben lieber unter sich. Fast wie bei der Bachelorette…

Giraffe steht in Steppenlandschaft
Giraffe sucht nächsten Akazienbäum

Juma fährt uns zu einer Ansammlung von Akazienbäumen, die am Rande eines ausgetrockneten Flusses wachsen. Giraffen haben diese Pflanzen zum fressen gern. Wir haben Glück und sehen einige der eleganten Tiere. Für mich bleibt es ein Rätsel, wie sie sich an den dornigen Bäumen nicht verletzen. Nicht weit weg von dem Flussbett begegnen wir Elefanten. Kleine und große Tiere grasen zusammen. Sie sind dicht aneinander gekuschelt. Dabei bewegen sie ständig die riesigen Ohren, um ihre großen Körper zu kühlen. Vielleicht träumen sie aber ich vom Fliegen, wie Dumbo.

Glücklicher Elefant
Elefantenfamilien steht dicht gedrängt und schlackert mit den Ohren
Da schlackern die Ohren

Masai-Markt

Punkt 17 Uhr verlassen wir den Park. Auf dem Weg zum Camping Platz besuchen wir einen Masai-Markt. Inmitten des bunten Durcheinanders feilschen die Menschen und Waren wechseln die Besitzer. Alle Produkte liegen auf dem Boden. Es werden Kleider, Küchenzubehör, Spielzeug, Obst, Gemüse und Getreide verkauft. Außerdem betreiben die Masai modernes Recycling. Aus alten Autoreifen fertigen sie Flipflops an. Cool! Wir zahlen gerne ein paar Hundert Euro für Taschen aus der LKW Planen. Wären nicht auch diese Schuhe ein Bestseller?

Buntes Treiben auf dem Markt der Masai

Camping

Wir übernachten auf einem sehr komfortablen Campingplatz im Manyara Dorf. Samuel, unser Koch, ist heute Vormittag angereist und hat für uns ein Abendessen gezaubert. Es gibt salziges Popkorn als Appetitanreger. Danach serviert er ein Kürbissüppchen. Das Hauptgericht besteht aus einer Art Stroganow und Kartoffel. Wir lassen den Abend bei einem Glas Wein gemütlich ausklingen.

Serengeti Park

An nächsten Tag geht es weiter Richtung Serengeti National Park. Der Weg zum Serengeti National Park ist eine Herausforderung. Vier Stunden rasen wir über eine holperige Piste. Wir werden kräftig durchgeschüttelt. Der Fahrer spricht von einen afrikanischen Massage. Plötzlich wirbelt ein vorausfahrendes Auto viel Staub auf und wir können nichts mehr sehen. Prompt treffen wir auf einen der vielen verstreut liegenden Steine und zerfetzen so den Hinterreifen. Wir stoppen mitten im Nirgendwo und müssen den Schaden beheben. Ein Masai taucht auf und bieten sofort seine Hilfe an. Wir haben die Möglichkeit mit Ihm zu sprechen. Er erzählt von seinen Kindern und dem Leben im Dorf.

Geländefahrzeug fährt durch Eingang des Serengeti Parks
Eingang zum Serengeti Park

Unendliche Weite

Am frühen Nachmittag erreichen wir den Eingang des Serengeti Parks. Der Name bedeutet übersetzt „unendliche Weite“ oder „unendliche Ebene“. Sobald man den Park befährt, wird klar, was die Masai damit meinen. Gleichzeitig werde ich von Zweifeln geplagt. Wie sollen wir in dieser „unendliche Weite“ Tiere finden? Bis auf Impalas und Gazellen sehen wir tatsächlich zunächst kaum Lebewesen.

Endliche Löwen

Wir fahren zu einer grünen Oase. Dort stehen bereits ein paar Autos. Direkt am Ufer im hohen Gras liegen zwei Löwinnen. Obwohl sie schlafen wagen es die anderen Tier nicht, Ihren Durst zu stillen. Eine Raubkatze erwacht und zeigt beim Gähnen die imposanten Zähne. Sie setzt sich langsam in Bewegung Richtung Fluss. Trinken ist wichtig, auch für die Tiere. Nach einigen Schlucken entfernt sie sich. Die zweite Löwin folgt ihr. ihr Hinterbein ist verletzt. Sie ist abgemagert und das Laufen fällt ihr schwer. Löwinnen halten jedoch zusammen. Das gesunde Tier wird Nahrung finden und die kranke Schwester unterstützen.

Junger Löwe schaut wachsam in unsere Richtung und beobachtet uns.
Wachsamer Blick eines jungen Löwen

Die Löwen leben meist in Rudeln bestehend aus mehreren verwandten Weibchen und Jungtieren. Ein männlicher Löwe oder eine Gruppe beherrscht das Rudel. Die Löwinnen sind für die Versorgung und Erziehung der jungen Tieren zuständig. Der männliche Löwe genießt gerne seinen Schönheitsschlaf und ist somit seltener zu sichten.

Stattlicher Löwe blickt suchend in die Ferne
Löwe auf der Suche nach Beute

Dennoch haben wir Glück und ein stattliches Männchen taucht auf. Die prächtige Mähe und der durchdringende Blick der gelben Augen löst in mir ein Gefühl der Ehrfurcht aus. Ich bin bezaubert von diesem majestätischen Tier. Während der fesselnden Beobachtung vergeht die Zeit wie im Fluge und plötzlich setzt die Dämmerung ein. Wir müssen rechtzeitig den Campingplatz erreichen, da die Fahrt in der Dunkelheit nicht erlaubt ist. Einen letzten Stop müssen wir dennoch einlegen. Unser Guide erspäht einen Leoparden. Perfekt getarnt durch sein Fell hat er sich zwischen den Ästen versteckt. Es dauert eine Weile, bis ich ihn mit dem Fernglas entdecke.

Löwenfamilie sitzt im Gras
Familientreffen

Keine Grenzen, keine Zäune

Wir sind die Letzten, die den Campingplatz erreichen. Es herrscht viel Betrieb. Zelten werden aufgestellt und Abendessen zubereitet. Alle Touristen bekommen das gleiche Essen, obwohl jede Gruppe einen eigenen Koch dabei hat. Sprechen die Safari-Anbieter sich ab? Unser Koch verrät das Geheimnis leider nicht

Der Zeltplatz ist mitten im Park und wird durch keinen Zaun geschützt. Als wir Nachts kurz das Zelt verlassen, grast direkt vor dem Eingang ein Zebra. Es lässt sich nicht durch uns stören.
Wir dürfen auf gar keinen Fall Essen im Zelt aufbewahren, wenn wir keine unerwünschte Gäste haben wollen. Unser Guide berichtet, wie ein Elefant versucht hat, mit dem Rüssel eine Melone aus einem Zelt zu entwenden. Da ihm das nicht gelungen ist, hat er kurzerhand das ganze Zelt samt Bewohner einige Meter mitgeschleppt.

Orientierung

Am nächsten Tag geht es weiter. Wir kurven kreuz und quer durch den Park und treffen auf weitere Löwen, Giraffen, Elefanten, Flusspferde, unzählige Impalas und Zebras. Ich fange an, die enorme Dimension des Serengeti Parks zu begreifen. Während unserer Safari decken wir nur einen klitzekleinen Teil des Parks ab. Normalerweise sitzen wir gerne bei unseren Reise selber am Steuer. In diesem Fall sind wir jedoch sehr glücklich darüber, dass wir uns für eine geführte Tour entschieden haben. Juma ist erfahren und tauscht sich über Funk mit anderen Guides aus. So kann er uns zu wirklich vielen spannenden Beobachtungen verhelfen. Während der 3 Tage im Serengeti Park, haben wir nur ein Selbstfahrer-Auto gesehen.

Vögel sitzen im Gesicht eines Büffels
Büffel wird von Vögeln belagert

Der sensible Gepard

Am Nachmittag entdecken wir einen Geparden. Es dauerte fast zwei Stunden bis er sich in die Nähe der Autos wagt. Unsere Geduld wird belohnt. Graziös schreitet er durch das hohe Gras und bleibt unweit von uns stehen. Geparden sind sehr vorsichtig, manchmal sogar ängstlich. Sie kämpfen nicht um ihre Beute, wenn ein anderes Tier versucht sie zu entwenden. Jede Verletzung könnt sie jagdunfähig machen. Es kommt vor, dass Geparden durch zu viele Safariautos aufgeschreckt werden. Sie verlassen dann die Jungtiere und kehren nicht zurück. Diese werden dann zur leichten Beute der Paviane.

Gepard läuft an uns vorbei und posiert für Kamera
Gepard prüft ob Mindestabstand eingehalten wird

Es gibt bestimmte Regeln, die bei der Safari beachtet werden müssen. Ein Mindestabstand von 15 Metern zu den Tiere sollte eingehalten werden und nicht mehr als 5 Fahrzeuge sollten ein Tier belagern. Leider werden diese Regeln nicht immer befolgt.

Der frühe Vogel…

Am letzten Tag im Serengeti Park stehen wir besonderes früh auf, um den Sonnenaufgang zu genießen. Es ist sehr kalt draußen und wir sitzen dick eingepackt im offenen Safariwagen. Die ersten Sonnenstrahlen wärmen uns und die Natur. Mit der Sonne im Gesicht und dem Wind in den Haaren fahren wir durch den aufwachenden Serengeti Park. Ich bewundere nochmal die Giraffen und Elefanten. Sie strahlen so viel Ruhe aus. Es gibt etwas meditatives in der Art, wie sie sich bewegen und kauen. Kurz vor dem Campingplatz erblicken wir zwei Löwen, die einen Baum erklommen haben. Sie verschaffen sich einen Überblick und versuchen dann herunterzuklettern. Dabei sind sie durchaus etwas ängstlich, fast wie Menschenkinder.

Löwin sitzt auf einem Baum hält ausschau
Löwin plant unversehrten Abstieg vom Baum

Ngorongoro Krater

Wir treten den langen Rückweg an und fahren auf der gleich Strecke wie vor drei Tagen. Am Ende der Tour sind wir und das Auto komplett mit einer Staubschicht überzogen. Wir übernachten nicht weit weg von dem Ngorongoro Krater. Dieses Biosphärenreservat hat die höchste Dichte an Raubtieren in Afrika. Am nächsten Vormittag fahren wir hinunter in den Krater. Die Besuchszeit ist auf fünf Stunden begrenzt, um die Anzahl der Autos zu reglementieren. Wir sehen nochmal Löwen, Büffel, Elefanten und viele andere Tiere. Der See mit Flusspferden, umgeben von saftigem Grün, finde ich besonderes idyllisch. Ich könnte noch lange die spielende Tiere beobachten, leider müssen wir los. Auf uns wartet der Masai Mara Park in Kenia, den wir auf eigenen Fast erkunden werden.

Hyäne scheucht Vögel im Ngorongoro Krater auf
Hyäne im Ngorongoro Krater

Abschied

Während unserer Fahrt zum Kilimandscharo Flughafen denke ich an die letzten fünf Tage zurück. Das Kind in mir träumt weiter von den Löwen und erinnert sich an das kranke Tier. Ich stelle mir vor, wie sich die gesunde Löwin um die Patientin kümmert und sie wieder gesund pflegt.

Mond scheint im Serengeti Park
Serengeti Park am Abend
November 4, 2018 0 Kommentar
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Kilimandscharo, das Dach Afrikas: Unsere Erlebnisse und 10 Tipps für Deinen Gipfelerfolg

von Henning Oktober 16, 2018

Atemlos durch die Nacht, so fühlt sich die Besteigung des höchsten Bergs auf dem afrikanischen Kontinent an. Einige Tage nähern wir uns langsam an mit vielen Höhen und manchmal auch Tiefen. Und dann ist es endlich soweit.

Atemlos durch die Nacht, so fühlt sich die Besteigung des höchsten Bergs auf dem afrikanischen Kontinent an. Einige Tage nähern wir uns langsam an mit vielen Höhen und manchmal auch Tiefen. Und dann ist es endlich soweit.

Spielst Du mit dem Gedanken, Dich auch auf dieses Abenteuer einzulassen? Dann bist Du hier genau richtig. Wir wollen unsere Erfahrungen teilen und Dir die 10 wichtigsten Tipps für Deinen eigenen grandiosen Gipfelerfolg mit auf die Wanderung geben.

Video unserer Kilimandscharo Besteigung

Vorfreude

Beginnen wir am Anfang. Mitte September ist Premiere, wir starten voller Vorfreude in unseren ersten All Inclusive Urlaub. Wir haben für sechs Tage etwa 1600 Dollar pro Person ausgegeben, natürlich ohne Flug. Für das Budget eines luxuriösen Shoppingtrips gibt es auf dem Kilimandscharo statt eines üppigen Frühstücksbuffets nur Instantkaffee und flüssigen Brei. Aber wir haben unser Ziel im Blick, die Besteigung des Uhuru Peaks. Das ist mit 5895 Metern der höchste Punkt des Kilimandscharo-Massivs, Tansanias und sogar ganz Afrikas.

Tag 1: Machame Gate (1800M) – Machame Camp (2835M)

Einweisung

Pünktlich um sieben Uhr begrüßen uns die beiden Guides, Frank und Jackson, im Hotel. Nach einer ersten Einweisung steht die Inspektion der Ausrüstung an. Jacken, Schuhe, Schlafsäcke, Sturmmasken und Unterhosen – alles vollständig! Wir bestehen diese erste Prüfung mit Bravour. Fehlende Accessoires kann man notfalls beim Veranstalter ausleihen.

Dann starten wir mit dem Bulli in Moshi und fahren Richtung Machame Gate. Dicht gedrängt sitzen wir zusammen mit unseren 11(!) Helfern in dem Fahrzeug. Das klare Wetter erlaubt einen ersten Blick auf unser schneebedecktes Ziel. Am Gate erledigen die Guides einige Formalitäten und wir vertreiben uns die Zeit mit einer kleinen Zwischenmahlzeit.

Schlange stehen vor dem Machame Gate
Schlange stehen vor dem Machame Gate
Träger auf dem Weg zum Machame Camp
Träger auf dem Weg zum Machame Camp

Aufbruch

Gegen Mittag geht es endlich los. Nach den ersten Schritten ist die Sonne kaum noch zu sehen. Wir tauchen in das dichte Grün des Regenwaldes ein. Nach entspannter zweistündiger Wanderung läutet unser Guide die erste Pause ein. Eigentlich sind wir gerade erst warm geworden und Hunger hat sich auch noch nicht eingestellt. Auf Anweisung essen wir trotzdem brav Apfel, Banane und Kekse.

Dichter Regenwald
Dichter Regenwald

Tipp 1 – Ernährung: Viel trinken (mindestens drei bis vier Liter) und auf Hygiene achten, also die Hände vor dem Essen desinfizieren und Trinkwasser entkeimen.

Am späten Nachmittag erreichen wir das erste Camp. Die Zelte sind bereits aufgebaut und wir genießen die letzten warmen Sonnenstrahlen bei einer Tasse Tee und Popcorn. Dabei beobachten wir das bunte Treiben im Camp. Aus aller Welt kommen hier ganz unterschiedliche Menschen zusammen mit einem gemeinsamen Ziel. Kaum ist die Sonne hinter dem Horizont verschwunden, wird es empfindlich kühl. Die warmen Jacken kommen bereits am ersten Abend zum Einsatz.

Bommelmütze von hinten mit Sonnenuntergang
Sonnenuntergang beim Machame Camp

Tipp 2 – Kleidung: Afrika assoziiert man mit großer Hitze. Aber glaub uns, es wird viel kälter, als Du denkst. Nimm Kleidung mit, die auch bei minus zehn Grad ausreichend wärmt.

Wir passen uns an dem Rhythmus der Natur an. Die Sonne geht früh unter und nach dem Abendessen geht es bald in die warmen Schlafsäcke.

Tipp 3 – Schlafsack: Wir haben Schlafsäcke ausgeliehen. Ein eigener Schlafsack ist Hygienischer und normalerweise höhenwertiger. Er sollte für Temperaturen unter null Grad ausgelegt sein.

Tag 2: Machame Camp (2835M) – Shira Cave Camp (3750M)

Kurz vor sechs Uhr locken uns der Duft von frischem Instantkaffee und eine Schüssel heißes Wasser zum Waschen aus dem Zelt.
Nach dem Frühstück erwartet uns ein steiler Aufstieg. Die Vegetation wird spärlicher und so eröffnen sich grandiose Blicke auf die endlose Ebene und den benachbarten Berg Meru. Einige der Porter und Guides tragen T-Shirts deutscher Bundesliga Vereine. Insbesondere unser Guide Frank ist großer Bayern Fan. Er berichtet stolz, dass er Michael Ballack auf den Uhuru Peak geführt hat. Mit etwas Phantasie lässt sich das Autogramm des ehemaligen Bayernspielers auf dem T-Shirt erahnen.

Guide Frank mit FC Bayern T-Shirt

Im zweiten Camp lernen wir unsere Teammitglieder näher kennen. Werema, unser Kellner und Träger, hat Wirtschaftswissenschaften studiert und überbrückt die schwierige Arbeitssuche mit diesem Nebenjob. Am Ende des geselligen Abends stimmen alle den eingängigen Kilimandscharo Song an. Die folgenden Textzeilen zaubern auch lange nach den Reise ein Lächeln auf die Lippen:

Wageni, mwakaribishwa (Gäste, Ihr seid willkommen)

Kilimanjaro, hakuna matata (Kilimandscharo, es ist kein Problem)
Tembea pole pole, hakuna matata (Gehe langsam, langsam, es ist kein Problem)

Unser Kilimandscharo Team
Unser Kilimandscharo Team
Tanya genießt den Sonnenuntergang
Tanya genießt den Sonnenuntergang

Tag 3: Shira Cave Camp (3750M) – Lava Tower (4600M) – Baranco Camp (3900M)

Am dritten Tag durchqueren wir im Zeitlupentempo die alpine Wüste und erreichen schließlich das 4600M hohe Lava Tower Camp. Trotz des moderaten Anstiegs spüren wir erstmals leichte Auswirkungen der Höhenkrankheit. Kopfschmerzen und Übelkeit verderben ein wenig die Lust auf ein Mittagessen.

Tipp 4 – Pole, Pole: Diese Worte der Guides schallen immer wieder über den Berg. In Swahili bedeutet dies soviel wie „langsam, langsam“. Hat man das Gefühl in Zeitlupe unterwegs zu sein, ist es genau das richtige Tempo.

Gemeinsam können wir es schaffen

Die Hochpreisigen Touren bieten auch an diesem exponierten Ort ein reichhaltiges Mittagessen mit frittierten Hähnchenstücken und Pommes an. Es bleibt ein Rätsel für uns, wie viele Bergfreunde es schaffen, das schwere Essen im Magen zu behalten. Schließlich steigen wir ab, um im niedrigeren Baranco Camp zu nächtigen. Das Camp liegt zu Füssen der Baranco Wand, auch Breakfast Wall genannt, inmitten der imposanten Senecien Bäume.

Senecien Wald mit Wanderern
Senecien-Wald

Tipp 5 – Akklimatisation: Der Körper braucht Zeit um sich an die Höhe zu gewöhnen. Kommst Du aus dem Flachland, ist eventuell eine längere Variante der Tour ratsam, also sieben bis neun Tage.

Zu unserer Ausstattung gehört auch ein separates Toilettenzelt. Diesen Ort haben wir bislang gemieden und die „Bushtoilette“ vorgezogen. Joseph ist ausschließlich für diese sanitäre Einrichtung zuständig und über unser Verhalten außerordentlich enttäuscht. Durch die Anstrengung und Höhe spielt mein Magen am Ende des Tages jedoch verrückt. Joseph beobachtet zufrieden, wie ich eilig das Zelt aufsuche. Nach heftigem Erbrechen kommt mein Körper zur Ruhe und tatsächlich kann ich eine Stunde später auch wieder etwas essen.

Blick auf den Uhuru Peak beim Sonnenuntergang
Blick auf den Uhuru Peak

Tipp 6 – Medikamente: Nimm eine kleine Reiseapotheke mit. Zumindest gegen Durchfall, Übelkeit und Kopfschmerzen solltest Du etwas im Gepäck haben.

Tag 4: Baranco Camp (3900M) – Barafu Camp (4673M)

Die Nacht ist erholsam und am Morgen sind wir fit für die Breakfast Wall. Auf diesem Teilstück klettern wir über einige Felsen und lernen den berühmten Kissing Rock kennen. An der engen Stelle schwingt sich der Kletterer vorbei an dem Felsen, wobei er mit der Nase fast das Gestein berührt. Wir bewundern die Träger, die trotz des schweren Gepäcks die Felswand elegant bewältigen.

Tanya vor dem Meru
Tanya und Berg Meru

Nach dem Mittagessen beim Karanga Camp (3995M) geht es weiter zum Barafu Camp, dem letzten Lager vor dem finalen Gipfelanstieg. Heute ist es im Camp viel ruhiger als die Tage zuvor. Die Anspannung der Gipfelanwärter liegt in der Luft. Außerdem werden wir wieder von Anflügen der Höhenkrankheit geplagt. Wir befinden aus auf einer Höhe 4673M. Der nächtliche Toilettengang wird hier schon zu einer kleinen sportlichen Herausforderung. Zweifel überkommen uns. Können wir das wirklich schaffen? Eine lange Nachtwanderung steht bevor und wir sind schon völlig erschöpft, bevor es überhaupt losgeht.

Träger bringen Ausrüstung zum Barafu Camp

Tipp 7 – Geteiltes Leid ist halbes Leid: Unternehmt die Besteigung zusammen mit einer Freundin oder einem Freund. Ihr werdet Euch näher kommen als jemals zuvor. Gegenseitige Unterstützung ist an Tiefpunkten ist eine unverzichtbare Hilfe.

Tag 5: Barafu Camp (4673M) – Uhuru Peak (5895M) – Mweka Camp (3100M)

Der große Tag

Um Mitternacht klingelt der Wecker. Wir lassen uns aus den Träumen reißen, um einen Traum zu erfüllen. Nach einem schnellen Frühstück beginnen wir mit dem Aufstieg. Uns begleiten die beiden Guides sowie der Träger Joseph. Die Stirnlampen der vielen Bergsteiger bilden eine lange Schlange, die sich langsam den Berg hochwindet. Ein eisiger Wind schlägt uns ins Gesicht. Die Kälte kriecht unter die Kleidung. Dick eingepackt und trotzdem frierend stapfen wir langsam durch die Dunkelheit. Wir sind fast wie in Trance. Das Gehirn ist ausschließlich darauf konzentriert, einen Schritt nach dem anderen zu koordinieren. Der Kopf lässt keinen anderen Gedanken zu. Waren wir jeweils so weit weg von Alltag und Arbeit? Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir einen starken Willen brauchen, um diese unglaubliche Herausforderung zu bewältigen.

Im Rythmus

Der Weg vom Camp bis zum Stella Point ist sandig und steil. Ein gewisser Rhythmus stellt sich ein: 20 Schritte, 10 Sekunden Pause, 20 Schritte, 10 Sekunden Pause… Ich greife nach der vollen Wasserflasche und setze zum Trinken an. Nur ein Rinnsal gelangt in den Mund. Unsere Vorräte sind inzwischen eingefroren.

Zwischendurch schaue ich nach oben. Sofort nimmt das Pochen im Hinterkopf zu. Trotzdem versuche ich, diesen phänomenalen Sternhimmel zu würdigen. Der helle Mond blendet fast und ich senke den Kopf schnell wieder. Unerwartet stehen wir dann plötzlich vor einen großen Schild. Wir haben den Stella Point erreicht. Nur noch etwa hundert Höhenmeter müssen wir auf einem einfachen Weg bewältigen. Ich begreife, dass uns jetzt nichts mehr aufhalten kann, wir werden es schaffen! Da zieht sich plötzlich mein Magen zusammen und das Frühstück entweicht aus dem Mund. Egal, ich gönne mir zwei Minuten Pause und dann setzen wir zum großen Finale an.

Tipp 8 – Mentales Training: Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so anstrengend wird. Stell Dich schon vor der Reise innerlich auf eine große Herausforderung ein!

Gipfelfreude

Nach sieben Stunden Schwerstarbeit endlich die Erlösung: Die wärmenden Sonnenstrahlen begrüßen uns am Gipfel. Ein tolles Gefühl und wahrer Höhepunkt unserer Reise.

Gipfelfoto zusammen mit den Guides
Feiern am Gipfel des Kilimandscharos

Die klare Luft am Morgen erlaubt eine grandiose Fernsicht. Wir schießen einige Fotos am Gipfel. Die Guides drängen jedoch zum Abstieg. Der kalte Wind kühlt den Körper aus und das kann in dieser Höhe wirklich gefährlich werden.

Blick vom Gipfel des Kilimandscharos auf Gletscher und Wolken
Blick vom Gipfel

Abstieg

Auf dem Rückweg beobachten wir viele Bergsteiger, die noch auf dem Weg zum Gipfel sind. Jeder Touranbieter möchte eine hohe Erfolgsquote vorweisen. Dementsprechend engagiert sind die Bergführer. Geht dem Teilnehmer die Puste aus, werden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen. Das reicht vom Abnehmen des Gepäcks bis zum Ziehen oder Stützen des willigen Bergsteigers. Aber das spielt keine Rolle, wir freuen uns für jeden, der seinen persönlichen Gipfelerfolg feiern darf.

Tipp 9 – Physisches Training: Fitness ist keine Voraussetzung aber eine große Hilfe. Halte Dich vor der Reise fit, dann kann der Körper besser mit der Anstrengung umgehen.

Rückblick auf Uhuru Peak
Dort sind wir gewesen…unglaublich

Die sieben Stunden Aufstieg lassen sich in umgekehrter Richtung innerhalb von drei Stunden bewältigen. Wir kommen zurück zum Barafu Camp. An Essen ist nicht zu denken. Wir gönnen uns einen kurzen Mittagsschlaf. Dann steigen wir weiter ab zum Mweka Camp in 3100M Höhe. Der Appetit kehrt zurück. Langsam wird der Kopf wieder klarer und wir begreifen, dass wir es wirklich geschafft haben. Überglücklich genießen wir den Abend gemeinsam mit unserem Team.

Tag 6: Mweka Camp (3100M) – Mweka Gate (1800M)

Am Morgen singt unser Team nochmals für uns und wir verteilen das obligatorische Trinkgeld. Wir machen uns auf dem Weg zum Mweka Gate. Zurück in der Zivilisation stoßen wir mit einem Kilimanjaro Bier auf das Erreichte an.

Tipp 10 – Hakuna Matata: Geh es locker an. Denke immer daran, es ist Dein Urlaub und der ist dazu da den Kopf frei zu bekommen und Spaß zu haben!

Sonnenuntergang am Kilimandscharo mit Blick auf Meru
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Oktober 16, 2018 0 Kommentar
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ReisenSport & Outdoor

Radfernweg Berlin-Kopenhagen – Die Dänemark Etappe

von Tanya August 24, 2018

Die 302 Kilometer lange Etappe des Panoramaradwegs bietet die Möglichkeit Dänemark von seiner schönsten Seite kennenzulernen. Kreidefelsen, Buchenwälder, einsame Strände und beschauliche Orte machen den Radfernweg Berlin-Kopenhagen zu einem besonderen Genuss für den Radwanderer.

Tag 1: Hannover – Rostock – Gedser

Fähre von Rostock nach Gedser
Fähre von Rostock nach Gedser

Aufbruch

Arbeiten bis 12 Uhr. Schnell nach Hause, kurz vor 13 Uhr losfahren, in 3,5 Stunden bis nach Rostock düsen, um 17 Uhr die Fähre nach Gedser nehmen und danach 26 km bis nach Nykøbing radeln. So war der Plan. In der Realität verabschiedet man sich gerade von den Kollegen und dann klingelt das Telefon. Vor dem Start in den Kurzurlaub muss natürlich die Welt noch schnell gerettet werden. Außerdem hat am Abend zuvor die Disziplin beim Gepäckpacken unter dem Auftakt des Maschseefests in Hannover gelitten. So kommen wir verspätet in Rostock an und stellen überrascht fest, dass die Fähre nicht auf uns gewartet hat. Wir entscheiden uns, um 21 Uhr überzusetzen und holen das ausgefallene Mittagessen beim lokalen Vapiano nach. Dabei dürfen wir eine Flasche Grauburgunder genießen, Hennings nachträgliches Geburtstagsgeschenk.

Kurz vor 21 Uhr kommen wir am Rostocker Hafen an. Das Auto bleibt hier stehen. Zwei Stunden später, um 23 Uhr, verlassen wir im dänischen Gedser auf unseren Fahrrädern den Frachtraum der Fähre.

Ankunft in Gedser

Statt die geplanten 26 km bis Nykøbing zu radeln, geht es nur 500 Meter weiter zu unserem Schlafplatz für diese Nacht, einem Shelter. Alle Holzhütten sind besetzt. Ein freundlicher Landsmann gibt uns jedoch den Tipp, auf die angrenzende Wiese auszuweichen. Die weiteren schlafenden Camper sind ihm vermutlich unendlich dankbar. Ohne Stirnlampe errichtet sich das Zelt etwas mühsam. Schließlich schlafen wir erschöpft aber voller Vorfreude um halb eins ein.

  • Fähre: 20 EUR pro Person + 5 EUR Fahrrad
  • Parkplatz im Hafen: 5 EUR/Tag
  • Shelter: 4 EUR/pro Person (auch in EUR zahlbar)
  • GPS-Koordinaten Shelter in Gedser: 54.570414, 11.939533
  • Nächstes Mal nicht vergessen: Stirnlampe

Die Shelter sind eine tolle und sehr günstige Alternative zu den großen bewirtschafteten Campingplätzen. Es handelt sich um einfache Plätze mit Toiletten und fließendem Wasser (leider kalt). Neben einer Wiese für die Zelte sind meist ein paar offene Häuschen vorhanden, die für etwa 4-6 Personen ausreichend Liegefläche bieten. Die Kosten betragen 4-6 EUR pro Person. Das Personal kommt gegen 18 Uhr vorbei, um das Geld einzusammeln. Uns blieben diese Menschen unbekannt. Falls vorhanden, haben wir die Vertrauenskassen genutzt. Eine Übersichtskarte mit den Sheltern haben wir leider nicht gefunden. Auf Google Maps, lassen sich diese Plätze allerdings über eine Suche nach „camping“ anhand der Fotos identifizieren.

Shelterplads – Gedser Naturskole

Tag 2: Gedser – Nykøbing –  Stubbekøbing – Bogø – Stege [Fahrzeit: 7 Std., Strecke: 105 km]

Am Morgen trödeln wir ein wenig, bepacken unsere Fahrräder und stärken uns mit den Rostocker Erdbeeren (in Hannover sind die Erdbeerstände schon seit einer Woche geschlossen).  Als wir um 10 Uhr losradeln sind die anderen Camper schon längst unterwegs. Mit einer ordentlichen Portion Motivation und dem Wind im Rücken tun wir endlich das, wofür wir auf dem Radfernweg Berlin-Kopenhagen sind – wir radeln.

Der Jahrhundertsommer 2018 hat auch vor Dänemark nicht halt gemacht. Seit Wochen kein Regen und Temperaturen über 30 Grad. Die pralle Sonne hat die Farben ausgebleicht. Weizen, Roggen und Gerste sind voller schwerer Körner, die nicht abwarten können geerntet zu werden.

Frühstück in Nykøbing

Das erste Stück auf dem Radfernweg Berlin-Kopenhagen gelingt uns mit Leichtigkeit. Hungrig und durstig kommen wir nach Nykøbing. Das Zentrum umfasst tatsächlich mehrere Straßen, also eine Großstadt im Vergleich zu anderen Orten auf der Strecke! Da dänisches Gebäck einen vorzüglichen Ruf weit über die Grenzen hinaus genießt, lassen wir uns von Google zum besten ortsansässigen Bäcker führen. Der ist ausnahmsweise heute geschlossen. Wir verzichten auf die Technik und flanieren durch das quirlige Örtchen.  Döner, Hot-Dog und Burgerlbräter sind reichlich vorhanden aber keine Bäckerei. Der Magen freut sich schon auf die bevorstehende Kalorienbombe am Vormittag und dann taucht doch noch in einer Seitenstraße ein Cafe auf, welches frische warme Sandwiches serviert. Gestärkt und voller Optimismus entscheiden wir, bis zum Møns Klint zu fahren (noch ca. 85 km!). Dort warten malerische Kreidefelsen à la Casper David Friedrich inklusive Luxus-Shelter mit Mittelmeer Flair.

Radfahren zum genießen

Die weiteren 30 km über die Falster-Insel bis Stubbekøbing sind sehr komfortabel. Der Radfernweg Berlin-Kopenhagen führt durch Buchenwälder, die angenehmen Schatten spenden. Hier und da gibt es Möglichkeiten in der Ostsee ein kühles Bad zu nehmen.  Meistens sind es schmale steinige Strände mit sehr klarem Wasser.  Kurz vor 17 Uhr kommen wir nach Stubbekøbing. Um 17.30 gibt es eine Fähre nach Bogø. In der freien Zeit lässt sich perfekt ein Eis verköstigen. Solche Kleinigkeiten machen besonderes viel Freude auf dem Radfernweg Berlin-Kopenhagen. Unser Ziel ist scheinbar schon in greifbare Nähe gerückt: kurz vor dem Hafen zeigte ein Schild 48 Km bis zum Møns Klint!

Sommer in Dänemark

Die Retro-Fähre „Ida“ ist ein Schmuckstück. Der lässige Kapitän in kurzen Hosen vervollständigt das idyllisches Bild. Die Überfahrt von Stubbekøbing bis nach Bogø dauert etwa 30 Minuten. In beste Laune verlassen wir die Fähre und setzten uns wieder auf die Sättel. Der hintere Teil meldet sich mit leichten Schmerzen. Der Schmerz intensiviert sich jedoch bei der nächsten Kilometerangabe: 51 km bis zum Møns Klint. Komisch, das ist irgendwie mehr geworden, woher kommen diese zusätzlichen Kilometer? Die nächste Viertel Stunde beschäftige ich mich gedanklich mit dieser Frage, grübele über mein Schicksal und verabschiede mich von dem heutigen Ziel. Henning ist noch relativ zuversichtlich, dass die Angaben sich nicht auf den Radfernweg Berlin-Kopenhagen beziehen und wir doch schneller unseren Zwischenstop Stege erreichen.

Belohnung

Kilometer hin oder her, die hügelige Landschaft erstrahlt in einem warm Abendlicht und wir genießen die Aussicht. Um 20 Uhr kommen wir schließlich in Stege an. Laut Beschreibung handelt es sich um eine mittelalterliche Stadt und Handelszentrum von Møn. Die Stadt ist überschaubar, alle wichtige Anhaltspunkte befinden sich direkt am ausgeschilderten Radfernweg Berlin-Kopenhagen (Aldi, Cafes, Restaurants und eine Konditorei). Der Körper möchte den Kalorienverlust ausgleichen und dafür bietet sich ein köstliches All-You-Can-Eat Abendessen im Slagter Stig an.

Nach dem Essen sind die Beine schwer wie Blei und sie signalisieren, dass weitere 20km zu viel sind. Es wird langsam dunkel und wir geben für heute auf. Der nächstgelegene Shelter ist nur ein Pedalentritt entfernt. Die gute Lage schätzen leider nicht nur wir sondern auch 40 dänische Schulkinder.  Gut, dass wir Ohropax dabei haben. Überrascht stellen wir jedoch fest, dass diese gar nicht notwendig sind. Artig schleichen alle Kinder um 23 Uhr in ihre Schlafsäcke und es ist tatsächlich Ruhe…  Schlaf gut!

Der Sternenhimmeln ist fantastisch, ein paar Minuten vor dem Schlafen draußen sitzen und den Himmel beobachten ist grandios. Mit etwas Glück sieht man vielleicht eine Sternschnuppe!

  • Fähre Bogø-Stubbekøbing – https://www.bogoe-stubbekoebing.dk/zeitplan, Kosten 50DKK/pro Erw+Fahrrad
  • GPS-Koordinaten Shelter in Stege: 55.008333, 12.299592
  • Nächstes mal nicht vergessen: Limoncello-Kerze für insektenfreien Weingenuss
  • Wasser und Speisevorräte: kein Problem, man kommt immer wieder bei Geschäften vorbei
Mittelmeer-Feeling in Dänemark
Erntezeit

Tag 3: Stege – Møns Klint – Stege – Præstø [Fahrzeit: 7 Std., Strecke: 87 km]

Etwas routinierter bauen wir unser Lager ab und radeln zurück nach Stege. Høyers Konditor-Bager versorgt uns mit lokalen Süßigkeiten. Insbesondere die Kanelsnegl sind definitiv ein Muß. Die Zimtschnecken erinnern ein bisschen an die geliebten Hamburger Franzbrötchen. Beim Frühstück schmieden wir ambitionierte Pläne. Gestern haben wir unsere Ziel um 20 km verfehlt, dass wollen wir heute wieder einholen und Baden steht natürlich auch auf dem Programm. Wir fahren von Stege direkt nach Møns Klint. Die Strecke (ca. 20 km) ist kräftezehrend: sehr hügelig und sehr windig. 4 Km vor Møns Klint folgen wir dem ausgeschilderten Radfernweg Berlin-Kopenhagen und verlassen die kleine Straße. Nur Mountainbiker werden hier Freude haben. Der Weg führt steil bergauf und ist sehr sandig. Endlich angekommen am Møns Klint lassen wir die bepackten Fahrräder stehen und steigen hinunter ans Meer.

Erfrischung in der Ostsee

Nach zwei Tagen ohne Dusche, freuen wir uns riesig auf die Erfrischung. Die eindrucksvolle Kulisse lockt viele Touristen an. Entfernt man sich jedoch etwas von der Treppe die hinunterführt, wird es schnell ruhiger. Wir stolpern mit unseren Flip-Flops über die weißen Steine und finden schließlich einen geeigneten Platz zum schwimmen. Die Ostsee hat genau die richtige Temperatur. Das Bad ist erfrischend und es kostet kaum Überwindung ins Wasser einzutauchen. Danach trocknen wir ein bisschen auf den heißen Steinen. Wir verweilen leider nicht allzu lange, denn es liegt noch ein langer Weg vor uns.

Kreidefelsen von Møns Klint 

Der Weg über die Møns Halbinsel ist unglaublich schön. Die unzähligen Felder, das funkelnde Wasser der Ostsees und der blaue Himmel lassen die Anstrengung vergessen. Nachdem wir die Halbinsel verlassen haben wird der Radfernweg Berlin-Kopenhagen etwas flacher und der Wind lässt auch nach. Wir kommen gegen 20 Uhr in Præstø an. Der örtliche Aldi ist zum Glück noch offen und wir füllen die Wasservorräte auf. Das Kaktus Restaurant bietet italientische und mexikanische Speisen auf einem ruhigen Hinterhof an. Für die Nachtruhe wählen wir einen Shelter rund fünf Kilometer vor

Præstø aus. Dort zelten zwei Familien. Die offenen Holzhütten sind noch unbesetzt. Es gibt keine Mücken und wir wagen es, ohne Zelt zu schlafen. 

  • GPS-Koordinaten Shelter in Præstø: 55.133286, 12.011993
  • Nächstes mal besser machen: früher aufstehen für mehr Zeit am Strand 

Tag 4: Præstø – Rødvig –  Køge – Kopenhagen [Fahrzeit: 9 Std., Strecke: 137 km]

Steg in Rødvig

Hurr-rra! Diesen Morgen sind wir sehr früh auf den Beinen, schließlich fängt der Frühe Vogel den Kanelsnegl. Endspurt ist angesagt. Wir radeln kurz vor acht Uhr los und um 10 Uhr sind wir schon über 40 km gefahren bis nach Rødvig. Der idyllische Ort liegt direkt am Meer. Da Cafes und Restaurants noch geschlossen sind, suchen wir den Lebensmitteldiscounter auf. Glücklicherweise haben in Dänemark die Geschäfte auch Sonntags geöffnet. Es gibt sogar warmes Gebäck. Einziger Wermutstropfen: die Kaffemaschine ist kaputt….  Im Rødvig Kro & Badehotel hat man Mitleid und verkauft uns einen Kaffee-To-Go für 25 DKK. Wir finden einen Picknicktisch mit herrlichem Blick auf das Meer. Viel mehr braucht es nicht um glücklich zu sein… Nach dem Frühstück und einer Fotosession auf dem malerischen Pier verabschieden wir uns von Rødvig.

Gegenwind

Die Fahrtrichtung ändert sich ein wenig, sodass wir nun einen starken Gegenwind zu spüren bekommen. Durchhalten! Viele Menschen am Straßenrand unterstützen uns dabei, indem sie uns begrüßen und anfeuern. Das Rätsel klär sich auf, als ein Polizei-Konvoi überholt und darüber informiert, dass wir uns auf einige hundert Rennradfahrer einstellen sollen. Die Sportler motivieren uns und wir kommen um 15 Uhr nach Køge.  Auf dem Marktplatz gönnen wir uns einen vorzüglichen Käsekuchen bei einer Tasse Tee. Dabei fällt die Entscheidung, bis zum Ende des Radwegs nach Kopenhagen zu fahren. Um die Entscheidung in Stein zu meißeln, buchen wir ein nicht-stornierbares Hotel. Wir prüfen nochmal die Windrichtung und Streckenführung.

Auf Irrwegen

Kurz nach Køge sollte der Wind wieder günstiger wehen. Gerade sind wir wieder in Schwung gekommen, erwartet uns eine böse Überraschung. Ein Bahnübergang ist gesperrt. Der Arbeiter und eine Busfahrerin lassen uns wissen, dass es keine Möglichkeit zur Querung gibt und wir nach Køge zurückkehren müssen. Das würde 20 zusätzlich Kilometer bedeuten. Wir sind am Boden zerstört und überlegen mit dem Zug nach Kopenhagen zu fahren. Nochmals schauen wir genau auf die Karte. Einen letzten Hoffnungsschimmer gibt es noch. Wir fahren ein Stück parallel zur Bahnlinie und finden tatsächlich eine Unterführung, die uns direkt auf die andere Seite bringt. So haben wir doch noch die drohende Niederlage abwenden können. Wir fragen entgegenkommende Radfahrer, ob die weitere Strecke frei ist. Alles in Ordnung! Warum wussten die Menschen an dem Übergang nichts von dieser Alternative und wollten uns zurück nach Køge schicken? Es wird für immer ein Rätsel bleiben…

Tanya tritt in die Pedalen
Die endlosen Weiten Dänemarks

Überglücklich radeln wir weiter. Der Wind pustet uns in Richtung Kopenhagen. Wir fahren durch die schmucken Vororte. Beschauliche Häfen und kleine Sandbuchten laden zum Verweilen ein. Schade, dass wir nicht noch einen Tag mehr haben. Jetzt kann uns nichts mehr stoppen. Wir machen dennoch eine kleine Pause und stoßen mit dem übrigen Wein auf den bisherigen Erfolg an. Wir versuchen uns vorzustellen, wie wäre es hier zu leben. Das Meer direkt vor der Tür ist schon grandios.

Entfernungsangabe auf dem Radfernweg Berlin-Kopenhagen
Das Ziel ist nahe

Kopenhagen

Um 23 Uhr gelangen wir ans Ziel, dem Rathausplatz in Kopenhagen. Überglücklich! Nach den ersten beiden Tagen auf dem Radfernweg Berlin-Kopenhagen waren wir uns nicht ganz sicher, dass der Plan aufgehen wird. Umso stolzer sind wir nun, dass es doch geklappt hat.

Wir freuen uns darauf, die Stadt am kommenden Tag zu erkunden. Aber jetzt ist es am allerwichtigsten, erstmal eine heiße Dusche im Hotel zu genießen. Die einfachsten Dinge können manchmal so viel Freude bereiten.

P.S. Kopenhagen widmen wir uns in einem separaten Beitrag. Der Weg zurück nach Rostock war unproblematisch. Wir sind mit dem Zug (2 Stunden) nach Nykøbing gefahren, weiter mit  den Fahrräder im Bus bis nach Gedser (45 Minuten) und mit dem Fähre (2 Stunden) nach Rostock.

Offizielle Website Radfernweg Berlin-Kopenhagen: http://www.bike-berlin-copenhagen.com/de

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August 24, 2018 0 Kommentar
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