Individuelle Safari in Tansania – Belohnung der Geduldigen

von Tanya

Die Faszination für wilde Tiere und der Kindheitstraum, den „König der Löwen“ zu sehen, bringen uns nach Afrika. Auf unserer ersten Safari Tour tauchen wir tief in die Wildnis Tansanias ein. Wie Ihr mit etwas Geduld spannende und unvergessliche Momente in den Nationalparks Serengeti, Tarangire und Ngorongoro erleben könnt, erfahrt Ihr in diesem Reisebericht.

Vor vielen Jahren zog auch mich der „König der Löwen“ in seinen Bann. Der Zeichentrickfilm lief Zuhause auf dem kleinen Fernsehen und hinterließ einen großen Eindruck. Die stolzen, wilden Tiere lebten völlig frei am Fusse des Bergs mit dem weißen Gipfel. Ich habe mich damals gefragt, ob es diesen Ort wirklich gibt. Oder ist es nur eine Fantasiewelt?

Individuelle Safari in Tanzania - schematische Darstellung unserer Reiseroute
Individuelle Safari in Tansania – unsere Reiseroute (Kenia Bericht folgt)

Kaum war der Flug nach Tansania gebucht, lieh ich einige Reiseführer in der Bibliothek aus. Zum ersten mal sah ich Bilder aus dem Serengeti Park. Das Kind in mir machte einen Salto. Ja, es gibt diesen Ort tatsächlich und wir fahren genau dorthin. Unglaublich! Wir besteigen in Tansania nicht nur den höchsten Berg Afrikas (-> Reisebericht Kilimandscharo), sondern besuchen auch seine Majestät und sein Reich! Ju-huu! Ich freue mich tierisch!

Video unserer Safari in Tansania

Vorbereitung

Natürlich habe ich große Ehrfurcht vor den Großkatzen und will nicht auf deren Frühstücksteller landen. Deswegen überredete ich Henning zu einer individuellen Safari in Tansania mit professionellem Guide. Wir entschieden uns für eine 5-tägige Tour für etwa 1500 Dollar pro Person mit Übernachtung im Zelt. Drei Nationalparks warten nun auf uns:

  • Tarangire National Park
  • Serengeti National Park
  • Ngorongoro Naturschutgebiet mit Abstieg in den Krater.

Tarangire National Park

Nach der Kilimandscharo Besteigung gönnen wir uns eine Nacht im Hotel in Moshi. Am nächsten morgen werden wir nach Aruscha gebracht. Dort tauschen wir den klimatisierten Kleinwagen gegen einen monströsen, aber spartanisch ausgestatteten Toyota Land Cruiser. Juma, der freundliche, ein wenig introvertierte Safari-Guide, entpuppt sich auf der Straße als zweiter Michael Schuhmacher. Schnell lassen wir das laute Geschäftstreiben Arushas hinter uns.

Nach zwei Stunden Fahrt gelangen wir auf einer holprigen Piste zum Gate des Tarangire National Parks. Vermutlich lauert hinter jedem Busch ein wildes Tier. Deswegen will ich innerhalb des Parks auf gar keinen Fall das Auto verlassen. Somit suche ich lieber noch schnell die Toilette auf dem Parkplatz auf. Henning lacht über meine Angst.

Tanya und Henning im Safari Auto
Rundblick vom Panoramadach

Blutsaugende Tsetsefliege

Juma öffnet das Panoramadach. Die erhöhte Position ermöglicht einen hervorragenden Rundblick. Unsere erste Pirschfahrt beginnt. Ich bin voller Erwartung und Ungeduld. Wir fahren auf einer staubigen Piste und rundherum ist nur trockenes Gras zu sehen. Wo soll hier ein Lebewesen sein? Dann spüre ich ein leichtes Zwicken an meiner Hand. Die Tsetsefliege heisst uns herzlich willkommen. Das Tier ähnelt der heimischen Bremse und kann die lebensbedrohliche Schlafkrankheit übertragen. Schnell reibe ich mich von Kopf bis Fuß mit Anti-Fliegen-Anti-Mücken-Anti-Alles-Zeug ein. Es gibt ziemlich viele Tsetsefliegen in den Nationalparks. Mücken haben wir dafür kaum gesehen oder gespürt. Außerdem berichtet unser Guide stolz, dass er schon fast zehn Jahre keine Malaria mehr hatte. Also kein absolut kein Grund zur Panik!

Zwei Gnus und vier Zebras passen gemeinsam auf
Gnus und Zebras schätzen einander

Erste Beobachtungen

Plötzlich taucht eine Herde Gnus begleitet von Zebras auf! Diese merkwürdige Freundschaft beruht auf beiderseitigem Nutzen. Die Zebras können gut sehen und die Gnus können gut hören. So warnen sie einander vor Gefahren. Beim Essen gibt es keine Konkurrenz: Zebras fressen gerne langes Grass, Gnus bevorzugen kurze Pflanzen. Die Mutter-Natur ist schlau!

Zebra schaut aufmerksam in die Ferne
Zebra ist immer aufmerksam

Ein paar Minuten später begegnen wir einer stattliche Gruppe Impalas. Die männlichen Impalas meiden Damengesellschaft außerhalb der Paarungszeit und bleiben lieber unter sich. Fast wie bei der Bachelorette…

Giraffe steht in Steppenlandschaft
Giraffe sucht nächsten Akazienbäum

Juma fährt uns zu einer Ansammlung von Akazienbäumen, die am Rande eines ausgetrockneten Flusses wachsen. Giraffen haben diese Pflanzen zum fressen gern. Wir haben Glück und sehen einige der eleganten Tiere. Für mich bleibt es ein Rätsel, wie sie sich an den dornigen Bäumen nicht verletzen. Nicht weit weg von dem Flussbett begegnen wir Elefanten. Kleine und große Tiere grasen zusammen. Sie sind dicht aneinander gekuschelt. Dabei bewegen sie ständig die riesigen Ohren, um ihre großen Körper zu kühlen. Vielleicht träumen sie aber ich vom Fliegen, wie Dumbo.

Glücklicher Elefant
Elefantenfamilien steht dicht gedrängt und schlackert mit den Ohren
Da schlackern die Ohren

Masai-Markt

Punkt 17 Uhr verlassen wir den Park. Auf dem Weg zum Camping Platz besuchen wir einen Masai-Markt. Inmitten des bunten Durcheinanders feilschen die Menschen und Waren wechseln die Besitzer. Alle Produkte liegen auf dem Boden. Es werden Kleider, Küchenzubehör, Spielzeug, Obst, Gemüse und Getreide verkauft. Außerdem betreiben die Masai modernes Recycling. Aus alten Autoreifen fertigen sie Flipflops an. Cool! Wir zahlen gerne ein paar Hundert Euro für Taschen aus der LKW Planen. Wären nicht auch diese Schuhe ein Bestseller?

Buntes Treiben auf dem Markt der Masai

Camping

Wir übernachten auf einem sehr komfortablen Campingplatz im Manyara Dorf. Samuel, unser Koch, ist heute Vormittag angereist und hat für uns ein Abendessen gezaubert. Es gibt salziges Popkorn als Appetitanreger. Danach serviert er ein Kürbissüppchen. Das Hauptgericht besteht aus einer Art Stroganow und Kartoffel. Wir lassen den Abend bei einem Glas Wein gemütlich ausklingen.

Serengeti Park

An nächsten Tag geht es weiter Richtung Serengeti National Park. Der Weg zum Serengeti National Park ist eine Herausforderung. Vier Stunden rasen wir über eine holperige Piste. Wir werden kräftig durchgeschüttelt. Der Fahrer spricht von einen afrikanischen Massage. Plötzlich wirbelt ein vorausfahrendes Auto viel Staub auf und wir können nichts mehr sehen. Prompt treffen wir auf einen der vielen verstreut liegenden Steine und zerfetzen so den Hinterreifen. Wir stoppen mitten im Nirgendwo und müssen den Schaden beheben. Ein Masai taucht auf und bieten sofort seine Hilfe an. Wir haben die Möglichkeit mit Ihm zu sprechen. Er erzählt von seinen Kindern und dem Leben im Dorf.

Geländefahrzeug fährt durch Eingang des Serengeti Parks
Eingang zum Serengeti Park

Unendliche Weite

Am frühen Nachmittag erreichen wir den Eingang des Serengeti Parks. Der Name bedeutet übersetzt „unendliche Weite“ oder „unendliche Ebene“. Sobald man den Park befährt, wird klar, was die Masai damit meinen. Gleichzeitig werde ich von Zweifeln geplagt. Wie sollen wir in dieser „unendliche Weite“ Tiere finden? Bis auf Impalas und Gazellen sehen wir tatsächlich zunächst kaum Lebewesen.

Endliche Löwen

Wir fahren zu einer grünen Oase. Dort stehen bereits ein paar Autos. Direkt am Ufer im hohen Gras liegen zwei Löwinnen. Obwohl sie schlafen wagen es die anderen Tier nicht, Ihren Durst zu stillen. Eine Raubkatze erwacht und zeigt beim Gähnen die imposanten Zähne. Sie setzt sich langsam in Bewegung Richtung Fluss. Trinken ist wichtig, auch für die Tiere. Nach einigen Schlucken entfernt sie sich. Die zweite Löwin folgt ihr. ihr Hinterbein ist verletzt. Sie ist abgemagert und das Laufen fällt ihr schwer. Löwinnen halten jedoch zusammen. Das gesunde Tier wird Nahrung finden und die kranke Schwester unterstützen.

Junger Löwe schaut wachsam in unsere Richtung und beobachtet uns.
Wachsamer Blick eines jungen Löwen

Die Löwen leben meist in Rudeln bestehend aus mehreren verwandten Weibchen und Jungtieren. Ein männlicher Löwe oder eine Gruppe beherrscht das Rudel. Die Löwinnen sind für die Versorgung und Erziehung der jungen Tieren zuständig. Der männliche Löwe genießt gerne seinen Schönheitsschlaf und ist somit seltener zu sichten.

Stattlicher Löwe blickt suchend in die Ferne
Löwe auf der Suche nach Beute

Dennoch haben wir Glück und ein stattliches Männchen taucht auf. Die prächtige Mähe und der durchdringende Blick der gelben Augen löst in mir ein Gefühl der Ehrfurcht aus. Ich bin bezaubert von diesem majestätischen Tier. Während der fesselnden Beobachtung vergeht die Zeit wie im Fluge und plötzlich setzt die Dämmerung ein. Wir müssen rechtzeitig den Campingplatz erreichen, da die Fahrt in der Dunkelheit nicht erlaubt ist. Einen letzten Stop müssen wir dennoch einlegen. Unser Guide erspäht einen Leoparden. Perfekt getarnt durch sein Fell hat er sich zwischen den Ästen versteckt. Es dauert eine Weile, bis ich ihn mit dem Fernglas entdecke.

Löwenfamilie sitzt im Gras
Familientreffen

Keine Grenzen, keine Zäune

Wir sind die Letzten, die den Campingplatz erreichen. Es herrscht viel Betrieb. Zelten werden aufgestellt und Abendessen zubereitet. Alle Touristen bekommen das gleiche Essen, obwohl jede Gruppe einen eigenen Koch dabei hat. Sprechen die Safari-Anbieter sich ab? Unser Koch verrät das Geheimnis leider nicht

Der Zeltplatz ist mitten im Park und wird durch keinen Zaun geschützt. Als wir Nachts kurz das Zelt verlassen, grast direkt vor dem Eingang ein Zebra. Es lässt sich nicht durch uns stören.
Wir dürfen auf gar keinen Fall Essen im Zelt aufbewahren, wenn wir keine unerwünschte Gäste haben wollen. Unser Guide berichtet, wie ein Elefant versucht hat, mit dem Rüssel eine Melone aus einem Zelt zu entwenden. Da ihm das nicht gelungen ist, hat er kurzerhand das ganze Zelt samt Bewohner einige Meter mitgeschleppt.

Orientierung

Am nächsten Tag geht es weiter. Wir kurven kreuz und quer durch den Park und treffen auf weitere Löwen, Giraffen, Elefanten, Flusspferde, unzählige Impalas und Zebras. Ich fange an, die enorme Dimension des Serengeti Parks zu begreifen. Während unserer Safari decken wir nur einen klitzekleinen Teil des Parks ab. Normalerweise sitzen wir gerne bei unseren Reise selber am Steuer. In diesem Fall sind wir jedoch sehr glücklich darüber, dass wir uns für eine geführte Tour entschieden haben. Juma ist erfahren und tauscht sich über Funk mit anderen Guides aus. So kann er uns zu wirklich vielen spannenden Beobachtungen verhelfen. Während der 3 Tage im Serengeti Park, haben wir nur ein Selbstfahrer-Auto gesehen.

Vögel sitzen im Gesicht eines Büffels
Büffel wird von Vögeln belagert

Der sensible Gepard

Am Nachmittag entdecken wir einen Geparden. Es dauerte fast zwei Stunden bis er sich in die Nähe der Autos wagt. Unsere Geduld wird belohnt. Graziös schreitet er durch das hohe Gras und bleibt unweit von uns stehen. Geparden sind sehr vorsichtig, manchmal sogar ängstlich. Sie kämpfen nicht um ihre Beute, wenn ein anderes Tier versucht sie zu entwenden. Jede Verletzung könnt sie jagdunfähig machen. Es kommt vor, dass Geparden durch zu viele Safariautos aufgeschreckt werden. Sie verlassen dann die Jungtiere und kehren nicht zurück. Diese werden dann zur leichten Beute der Paviane.

Gepard läuft an uns vorbei und posiert für Kamera
Gepard prüft ob Mindestabstand eingehalten wird

Es gibt bestimmte Regeln, die bei der Safari beachtet werden müssen. Ein Mindestabstand von 15 Metern zu den Tiere sollte eingehalten werden und nicht mehr als 5 Fahrzeuge sollten ein Tier belagern. Leider werden diese Regeln nicht immer befolgt.

Der frühe Vogel…

Am letzten Tag im Serengeti Park stehen wir besonderes früh auf, um den Sonnenaufgang zu genießen. Es ist sehr kalt draußen und wir sitzen dick eingepackt im offenen Safariwagen. Die ersten Sonnenstrahlen wärmen uns und die Natur. Mit der Sonne im Gesicht und dem Wind in den Haaren fahren wir durch den aufwachenden Serengeti Park. Ich bewundere nochmal die Giraffen und Elefanten. Sie strahlen so viel Ruhe aus. Es gibt etwas meditatives in der Art, wie sie sich bewegen und kauen. Kurz vor dem Campingplatz erblicken wir zwei Löwen, die einen Baum erklommen haben. Sie verschaffen sich einen Überblick und versuchen dann herunterzuklettern. Dabei sind sie durchaus etwas ängstlich, fast wie Menschenkinder.

Löwin sitzt auf einem Baum hält ausschau
Löwin plant unversehrten Abstieg vom Baum

Ngorongoro Krater

Wir treten den langen Rückweg an und fahren auf der gleich Strecke wie vor drei Tagen. Am Ende der Tour sind wir und das Auto komplett mit einer Staubschicht überzogen. Wir übernachten nicht weit weg von dem Ngorongoro Krater. Dieses Biosphärenreservat hat die höchste Dichte an Raubtieren in Afrika. Am nächsten Vormittag fahren wir hinunter in den Krater. Die Besuchszeit ist auf fünf Stunden begrenzt, um die Anzahl der Autos zu reglementieren. Wir sehen nochmal Löwen, Büffel, Elefanten und viele andere Tiere. Der See mit Flusspferden, umgeben von saftigem Grün, finde ich besonderes idyllisch. Ich könnte noch lange die spielende Tiere beobachten, leider müssen wir los. Auf uns wartet der Masai Mara Park in Kenia, den wir auf eigenen Fast erkunden werden.

Hyäne scheucht Vögel im Ngorongoro Krater auf
Hyäne im Ngorongoro Krater

Abschied

Während unserer Fahrt zum Kilimandscharo Flughafen denke ich an die letzten fünf Tage zurück. Das Kind in mir träumt weiter von den Löwen und erinnert sich an das kranke Tier. Ich stelle mir vor, wie sich die gesunde Löwin um die Patientin kümmert und sie wieder gesund pflegt.

Mond scheint im Serengeti Park
Serengeti Park am Abend
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