Kilimandscharo, das Dach Afrikas: Unsere Erlebnisse und 10 Tipps für Deinen Gipfelerfolg

von Henning

Atemlos durch die Nacht, so fühlt sich die Besteigung des höchsten Bergs auf dem afrikanischen Kontinent an. Einige Tage nähern wir uns langsam an mit vielen Höhen und manchmal auch Tiefen. Und dann ist es endlich soweit.

Atemlos durch die Nacht, so fühlt sich die Besteigung des höchsten Bergs auf dem afrikanischen Kontinent an. Einige Tage nähern wir uns langsam an mit vielen Höhen und manchmal auch Tiefen. Und dann ist es endlich soweit.

Spielst Du mit dem Gedanken, Dich auch auf dieses Abenteuer einzulassen? Dann bist Du hier genau richtig. Wir wollen unsere Erfahrungen teilen und Dir die 10 wichtigsten Tipps für Deinen eigenen grandiosen Gipfelerfolg mit auf die Wanderung geben.

Video unserer Kilimandscharo Besteigung

Vorfreude

Beginnen wir am Anfang. Mitte September ist Premiere, wir starten voller Vorfreude in unseren ersten All Inclusive Urlaub. Wir haben für sechs Tage etwa 1600 Dollar pro Person ausgegeben, natürlich ohne Flug. Für das Budget eines luxuriösen Shoppingtrips gibt es auf dem Kilimandscharo statt eines üppigen Frühstücksbuffets nur Instantkaffee und flüssigen Brei. Aber wir haben unser Ziel im Blick, die Besteigung des Uhuru Peaks. Das ist mit 5895 Metern der höchste Punkt des Kilimandscharo-Massivs, Tansanias und sogar ganz Afrikas.

Tag 1: Machame Gate (1800M) – Machame Camp (2835M)

Einweisung

Pünktlich um sieben Uhr begrüßen uns die beiden Guides, Frank und Jackson, im Hotel. Nach einer ersten Einweisung steht die Inspektion der Ausrüstung an. Jacken, Schuhe, Schlafsäcke, Sturmmasken und Unterhosen – alles vollständig! Wir bestehen diese erste Prüfung mit Bravour. Fehlende Accessoires kann man notfalls beim Veranstalter ausleihen.

Dann starten wir mit dem Bulli in Moshi und fahren Richtung Machame Gate. Dicht gedrängt sitzen wir zusammen mit unseren 11(!) Helfern in dem Fahrzeug. Das klare Wetter erlaubt einen ersten Blick auf unser schneebedecktes Ziel. Am Gate erledigen die Guides einige Formalitäten und wir vertreiben uns die Zeit mit einer kleinen Zwischenmahlzeit.

Schlange stehen vor dem Machame Gate
Schlange stehen vor dem Machame Gate
Träger auf dem Weg zum Machame Camp
Träger auf dem Weg zum Machame Camp

Aufbruch

Gegen Mittag geht es endlich los. Nach den ersten Schritten ist die Sonne kaum noch zu sehen. Wir tauchen in das dichte Grün des Regenwaldes ein. Nach entspannter zweistündiger Wanderung läutet unser Guide die erste Pause ein. Eigentlich sind wir gerade erst warm geworden und Hunger hat sich auch noch nicht eingestellt. Auf Anweisung essen wir trotzdem brav Apfel, Banane und Kekse.

Dichter Regenwald
Dichter Regenwald

Tipp 1 – Ernährung: Viel trinken (mindestens drei bis vier Liter) und auf Hygiene achten, also die Hände vor dem Essen desinfizieren und Trinkwasser entkeimen.

Am späten Nachmittag erreichen wir das erste Camp. Die Zelte sind bereits aufgebaut und wir genießen die letzten warmen Sonnenstrahlen bei einer Tasse Tee und Popcorn. Dabei beobachten wir das bunte Treiben im Camp. Aus aller Welt kommen hier ganz unterschiedliche Menschen zusammen mit einem gemeinsamen Ziel. Kaum ist die Sonne hinter dem Horizont verschwunden, wird es empfindlich kühl. Die warmen Jacken kommen bereits am ersten Abend zum Einsatz.

Bommelmütze von hinten mit Sonnenuntergang
Sonnenuntergang beim Machame Camp

Tipp 2 – Kleidung: Afrika assoziiert man mit großer Hitze. Aber glaub uns, es wird viel kälter, als Du denkst. Nimm Kleidung mit, die auch bei minus zehn Grad ausreichend wärmt.

Wir passen uns an dem Rhythmus der Natur an. Die Sonne geht früh unter und nach dem Abendessen geht es bald in die warmen Schlafsäcke.

Tipp 3 – Schlafsack: Wir haben Schlafsäcke ausgeliehen. Ein eigener Schlafsack ist Hygienischer und normalerweise höhenwertiger. Er sollte für Temperaturen unter null Grad ausgelegt sein.

Tag 2: Machame Camp (2835M) – Shira Cave Camp (3750M)

Kurz vor sechs Uhr locken uns der Duft von frischem Instantkaffee und eine Schüssel heißes Wasser zum Waschen aus dem Zelt.
Nach dem Frühstück erwartet uns ein steiler Aufstieg. Die Vegetation wird spärlicher und so eröffnen sich grandiose Blicke auf die endlose Ebene und den benachbarten Berg Meru. Einige der Porter und Guides tragen T-Shirts deutscher Bundesliga Vereine. Insbesondere unser Guide Frank ist großer Bayern Fan. Er berichtet stolz, dass er Michael Ballack auf den Uhuru Peak geführt hat. Mit etwas Phantasie lässt sich das Autogramm des ehemaligen Bayernspielers auf dem T-Shirt erahnen.

Guide Frank mit FC Bayern T-Shirt

Im zweiten Camp lernen wir unsere Teammitglieder näher kennen. Werema, unser Kellner und Träger, hat Wirtschaftswissenschaften studiert und überbrückt die schwierige Arbeitssuche mit diesem Nebenjob. Am Ende des geselligen Abends stimmen alle den eingängigen Kilimandscharo Song an. Die folgenden Textzeilen zaubern auch lange nach den Reise ein Lächeln auf die Lippen:

Wageni, mwakaribishwa (Gäste, Ihr seid willkommen)

Kilimanjaro, hakuna matata (Kilimandscharo, es ist kein Problem)
Tembea pole pole, hakuna matata (Gehe langsam, langsam, es ist kein Problem)

Unser Kilimandscharo Team
Unser Kilimandscharo Team
Tanya genießt den Sonnenuntergang
Tanya genießt den Sonnenuntergang

Tag 3: Shira Cave Camp (3750M) – Lava Tower (4600M) – Baranco Camp (3900M)

Am dritten Tag durchqueren wir im Zeitlupentempo die alpine Wüste und erreichen schließlich das 4600M hohe Lava Tower Camp. Trotz des moderaten Anstiegs spüren wir erstmals leichte Auswirkungen der Höhenkrankheit. Kopfschmerzen und Übelkeit verderben ein wenig die Lust auf ein Mittagessen.

Tipp 4 – Pole, Pole: Diese Worte der Guides schallen immer wieder über den Berg. In Swahili bedeutet dies soviel wie „langsam, langsam“. Hat man das Gefühl in Zeitlupe unterwegs zu sein, ist es genau das richtige Tempo.

Gemeinsam können wir es schaffen

Die Hochpreisigen Touren bieten auch an diesem exponierten Ort ein reichhaltiges Mittagessen mit frittierten Hähnchenstücken und Pommes an. Es bleibt ein Rätsel für uns, wie viele Bergfreunde es schaffen, das schwere Essen im Magen zu behalten. Schließlich steigen wir ab, um im niedrigeren Baranco Camp zu nächtigen. Das Camp liegt zu Füssen der Baranco Wand, auch Breakfast Wall genannt, inmitten der imposanten Senecien Bäume.

Senecien Wald mit Wanderern
Senecien-Wald

Tipp 5 – Akklimatisation: Der Körper braucht Zeit um sich an die Höhe zu gewöhnen. Kommst Du aus dem Flachland, ist eventuell eine längere Variante der Tour ratsam, also sieben bis neun Tage.

Zu unserer Ausstattung gehört auch ein separates Toilettenzelt. Diesen Ort haben wir bislang gemieden und die „Bushtoilette“ vorgezogen. Joseph ist ausschließlich für diese sanitäre Einrichtung zuständig und über unser Verhalten außerordentlich enttäuscht. Durch die Anstrengung und Höhe spielt mein Magen am Ende des Tages jedoch verrückt. Joseph beobachtet zufrieden, wie ich eilig das Zelt aufsuche. Nach heftigem Erbrechen kommt mein Körper zur Ruhe und tatsächlich kann ich eine Stunde später auch wieder etwas essen.

Blick auf den Uhuru Peak beim Sonnenuntergang
Blick auf den Uhuru Peak

Tipp 6 – Medikamente: Nimm eine kleine Reiseapotheke mit. Zumindest gegen Durchfall, Übelkeit und Kopfschmerzen solltest Du etwas im Gepäck haben.

Tag 4: Baranco Camp (3900M) – Barafu Camp (4673M)

Die Nacht ist erholsam und am Morgen sind wir fit für die Breakfast Wall. Auf diesem Teilstück klettern wir über einige Felsen und lernen den berühmten Kissing Rock kennen. An der engen Stelle schwingt sich der Kletterer vorbei an dem Felsen, wobei er mit der Nase fast das Gestein berührt. Wir bewundern die Träger, die trotz des schweren Gepäcks die Felswand elegant bewältigen.

Tanya vor dem Meru
Tanya und Berg Meru

Nach dem Mittagessen beim Karanga Camp (3995M) geht es weiter zum Barafu Camp, dem letzten Lager vor dem finalen Gipfelanstieg. Heute ist es im Camp viel ruhiger als die Tage zuvor. Die Anspannung der Gipfelanwärter liegt in der Luft. Außerdem werden wir wieder von Anflügen der Höhenkrankheit geplagt. Wir befinden aus auf einer Höhe 4673M. Der nächtliche Toilettengang wird hier schon zu einer kleinen sportlichen Herausforderung. Zweifel überkommen uns. Können wir das wirklich schaffen? Eine lange Nachtwanderung steht bevor und wir sind schon völlig erschöpft, bevor es überhaupt losgeht.

Träger bringen Ausrüstung zum Barafu Camp

Tipp 7 – Geteiltes Leid ist halbes Leid: Unternehmt die Besteigung zusammen mit einer Freundin oder einem Freund. Ihr werdet Euch näher kommen als jemals zuvor. Gegenseitige Unterstützung ist an Tiefpunkten ist eine unverzichtbare Hilfe.

Tag 5: Barafu Camp (4673M) – Uhuru Peak (5895M) – Mweka Camp (3100M)

Der große Tag

Um Mitternacht klingelt der Wecker. Wir lassen uns aus den Träumen reißen, um einen Traum zu erfüllen. Nach einem schnellen Frühstück beginnen wir mit dem Aufstieg. Uns begleiten die beiden Guides sowie der Träger Joseph. Die Stirnlampen der vielen Bergsteiger bilden eine lange Schlange, die sich langsam den Berg hochwindet. Ein eisiger Wind schlägt uns ins Gesicht. Die Kälte kriecht unter die Kleidung. Dick eingepackt und trotzdem frierend stapfen wir langsam durch die Dunkelheit. Wir sind fast wie in Trance. Das Gehirn ist ausschließlich darauf konzentriert, einen Schritt nach dem anderen zu koordinieren. Der Kopf lässt keinen anderen Gedanken zu. Waren wir jeweils so weit weg von Alltag und Arbeit? Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir einen starken Willen brauchen, um diese unglaubliche Herausforderung zu bewältigen.

Im Rythmus

Der Weg vom Camp bis zum Stella Point ist sandig und steil. Ein gewisser Rhythmus stellt sich ein: 20 Schritte, 10 Sekunden Pause, 20 Schritte, 10 Sekunden Pause… Ich greife nach der vollen Wasserflasche und setze zum Trinken an. Nur ein Rinnsal gelangt in den Mund. Unsere Vorräte sind inzwischen eingefroren.

Zwischendurch schaue ich nach oben. Sofort nimmt das Pochen im Hinterkopf zu. Trotzdem versuche ich, diesen phänomenalen Sternhimmel zu würdigen. Der helle Mond blendet fast und ich senke den Kopf schnell wieder. Unerwartet stehen wir dann plötzlich vor einen großen Schild. Wir haben den Stella Point erreicht. Nur noch etwa hundert Höhenmeter müssen wir auf einem einfachen Weg bewältigen. Ich begreife, dass uns jetzt nichts mehr aufhalten kann, wir werden es schaffen! Da zieht sich plötzlich mein Magen zusammen und das Frühstück entweicht aus dem Mund. Egal, ich gönne mir zwei Minuten Pause und dann setzen wir zum großen Finale an.

Tipp 8 – Mentales Training: Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so anstrengend wird. Stell Dich schon vor der Reise innerlich auf eine große Herausforderung ein!

Gipfelfreude

Nach sieben Stunden Schwerstarbeit endlich die Erlösung: Die wärmenden Sonnenstrahlen begrüßen uns am Gipfel. Ein tolles Gefühl und wahrer Höhepunkt unserer Reise.

Gipfelfoto zusammen mit den Guides
Feiern am Gipfel des Kilimandscharos

Die klare Luft am Morgen erlaubt eine grandiose Fernsicht. Wir schießen einige Fotos am Gipfel. Die Guides drängen jedoch zum Abstieg. Der kalte Wind kühlt den Körper aus und das kann in dieser Höhe wirklich gefährlich werden.

Blick vom Gipfel des Kilimandscharos auf Gletscher und Wolken
Blick vom Gipfel

Abstieg

Auf dem Rückweg beobachten wir viele Bergsteiger, die noch auf dem Weg zum Gipfel sind. Jeder Touranbieter möchte eine hohe Erfolgsquote vorweisen. Dementsprechend engagiert sind die Bergführer. Geht dem Teilnehmer die Puste aus, werden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen. Das reicht vom Abnehmen des Gepäcks bis zum Ziehen oder Stützen des willigen Bergsteigers. Aber das spielt keine Rolle, wir freuen uns für jeden, der seinen persönlichen Gipfelerfolg feiern darf.

Tipp 9 – Physisches Training: Fitness ist keine Voraussetzung aber eine große Hilfe. Halte Dich vor der Reise fit, dann kann der Körper besser mit der Anstrengung umgehen.

Rückblick auf Uhuru Peak
Dort sind wir gewesen…unglaublich

Die sieben Stunden Aufstieg lassen sich in umgekehrter Richtung innerhalb von drei Stunden bewältigen. Wir kommen zurück zum Barafu Camp. An Essen ist nicht zu denken. Wir gönnen uns einen kurzen Mittagsschlaf. Dann steigen wir weiter ab zum Mweka Camp in 3100M Höhe. Der Appetit kehrt zurück. Langsam wird der Kopf wieder klarer und wir begreifen, dass wir es wirklich geschafft haben. Überglücklich genießen wir den Abend gemeinsam mit unserem Team.

Tag 6: Mweka Camp (3100M) – Mweka Gate (1800M)

Am Morgen singt unser Team nochmals für uns und wir verteilen das obligatorische Trinkgeld. Wir machen uns auf dem Weg zum Mweka Gate. Zurück in der Zivilisation stoßen wir mit einem Kilimanjaro Bier auf das Erreichte an.

Tipp 10 – Hakuna Matata: Geh es locker an. Denke immer daran, es ist Dein Urlaub und der ist dazu da den Kopf frei zu bekommen und Spaß zu haben!

Sonnenuntergang am Kilimandscharo mit Blick auf Meru

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